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Sonntag, 15. Januar 2012

Südafrika - On My Way Home

Ursprünglich war geplant von Deutschland nach Kapstadt zu fahren. Aber von unten nach Hause ist psychologisch viel besser. Mit jedem km komme ich der Heimat näher.It's long way home wie meine Reisebekanntschaften immer wieder betonen.

Zunächst bin ich am 10.01. die obligatorische Tour zum Kap der Guten Hoffnung gefahren. Natürlich kommt man immer wieder mit Biker ins Gespräch - mal sind es Deutsche, die sich ein Moped lokal gemietet haben, z. Bsp. Reinhold, der bei BMW als Ingenieur arbeitet, mal ist es John aus Gambia, der auch schon ein Westafrika-Tour mit Freunden, begleitet von Landrover, Koch und 2 bewaffneten Guards, unternahm. Oder du begegnest 2 japanische Touristen, die ganz aufgeregt um dein Moped hüpfen und ganz ehrfürchtig deine Bi Em Dablju (BMW) bestaunen und ständig diese Worte stammeln.  Dann bekommst du noch den Tipp Chapman's Point/peak Drive eine Mautstraße am Atlantik nach Cape Town zu fahren. Eine unvergessliche Küstenstrasse.

Im Hotel chattest du dann noch mit einem Hotelgast, der mehrere Jahre in Nigeria lebte. Trotz guter Ratschläge werde ich aber diesen Umweg nicht fahren.

Am nächsten Tag (11.01.12) ging es dann los. Die meisten Leute denken, das Cape of Good Hope ist der südlichste Teil Afrikas. Tatsächlich ist es aber das Cape L'Agulhas, ca. 200 km südöstlich von Kapstadt.
Zunächst fuhr ich nach Norden - rein geschäftlich! In Durbanville  im bekannten südafrikanischen Weinbaugebiet Stellenbosch besuchte ich 2 Kellereien. Von dort fuhr ich dann Richtung Süden über den wunderschönen Franschhoek Pass. Ich hatte von den kurzen Weinproben zwar keinen Affen, geriet aber auf dem Pass nach einer scharfen Linkskurve überraschend in eine 50-Köpfige Affenherde. Wie der Schwabe sagt: do glotzsch net schlecht! Es folgten ca. 30km offroad - zum Eingewöhnen!
Am späten Nachmittag traf ich unten am Kap an. Hier ist der südlichste Punkt Afrikas - der Indische Ozean trifft auf den Atlantik. Querfeldein fuhr ich direkt mit dem Motorrad zu der Steintafel. Von Patrick ein deutschstämmiger Geologieprofessor aus New Haven, USA bekam ich weitere Routentipps für die nächsten Tage. In der Lodge unterhielt ich mich beim obligatorischen Bier über Afrika, dazu kam noch ein in Südafrika lebender Deutscher. Phil war früher Helikopterpilot bei der südafrik. Air Force und flog auch Einsätze für die UN.

Am Donnerstag,den 12.1. ging es ab nach Norden.  Auf vielen Schotterpisten (für mich noch ungewohnt) ging es an einsamen Straußenfarmen vorbei über den pitoresken Swatberg Pass (ähnelt ein wenig dem Grand Canyon) Richtung Fraserburg, mitten in der Kahroo-Wüste. Stundenlange Fahrt mit zum Teil heftigen Seitenwind bei ca. 38-40°C ohne jemanden zu begegnen. Auch keine wilde Tiere - bis auf einen Erdhund, den ich am Teekloof Pass mit dem Hinterrad erlegte. Schreck lass nach! Spät abends kam ich in Fraserburg an und übernachtete im besten Hause des Ortes (die einzige Lodge!). An dem Tag fuhr ich ca. 650 km, meistens ohne jemanden zu treffen, nur begleitet mit Meat Loaf und Boston Musik aus meinem MP3 Player.

Am Freitag, den 13.1. wollte ich  zuerst einmal tanken. Surprise, surprise. Tankstelle wegen Renovation temporarily closed! Man(n) fährt ja Gottseidank eine GS 1200 ADVENTURE (die mit dem 33-35 Liter-Tank!)  Nach ca. 80 km Schotterpiste erreichte ich gerade noch die nächste Tankstelle. Auf meinem Weg Richtung Springbok (ca. 130 km von der Grenze nach Namibia) sah ich noch im Augenwinkel beim Vorbeifahren wie eine GS aus einer Farmstraße hinter mir einbog. Nach einigen km überholte mich die GS und deute mir mit Handbewegungen ( Trinkergruß) an, ihm zu folgen. Er stoppte an einer Bar und er stellte sich als Vaikie (Spitzname: das Fass) vor. Er lud mich zu einem Bier und Pizzaschnitten ein. Kurz darauf kam auch sein Kumpel ebenfalls auf einer GS. Wir fachsimpelten über offroads, Gravel und dass auf afrikaans GS die Abkürzung  Geen Sand (Kein Sand!) bedeutet. Nach dieser angenehmen Pause ging es weiter nach Springbok, wo ich in Annie's Cottage übernachtete. Ein Traum - liebevoll eingerichtet mit vielen Jugendstilelementen, ich kam mir vor wie in einem Filmset für Decoratives Wohnen, tolle Gartenanlage, Spitzenfrühstück wie im Kolonialstil. Saft gab es auch hochstieligen Kristallgläsern, eine Menukarte für sämtliche Frühstückseiervarianten - wenn ihr dort mal in der Gegend seid - eine Übernachtung ist hier Pflicht.

Am Samstag, den 14.01. ging es über die Grenze nach Namibia. Ausreise an der Grenze wie folgt: Du bekommst zunächst einen Zettel, dann gehst du zum Grenzbeamten, er stempelt ab, dann zum Customs Office (Zoll), dann zur Grenzpolizei, wiederum ein Stempel, dann mit Deinen Motorradpapieren zum allgemeinen Zoll, hier lernst du, dass du für das Carnet des Passages keinen Ausreisestempel bekommst, sondern erst bei der Ausreise von Botswana nach Zambia. Südafrika, Namibia und Botswana bilden nämlich eine Zollunion.

Bei der Einreise nach Namibia bestellt die Zolldame auf die Angabe einer permanent residence (Adresse in Namibia). No problem hinter mir finde ich einen Prospektständer mit Hotelwerbung. Zufallsgenerator - oh meine nächste offizielle Adresse liegt ungefähr 750 km nördlich. Meine Antwort - I just like driving, verglichen mit meiner Gesamtstrecke doch nur ein Katzensprung. Gleich nach der Grenze will ich Cash vom ATM (Geldautomaten) ziehen. Only Visa is accepted. No Maestro oder Mastercard. Visa habe ich zwar einige als Stempel im Pass aber nicht als Kreditkarte. Dann gings gleich ab auf Schotterpisten Richtung Lüderitz (Südwestküste). Über 350 km auf Schotterpisten, In Deutschland fährt man solche Strecken in Schritttempo. Ich bin ja unter Bikerfreunden nicht als Langsamfahrer bekannt. Was aber jetzt abgeht, vollbeladen, Wellentäler, waschbrettartige Querrillen, wechselnder Belag, mal Sand, loser Schotter. Mein Bock schleudert durch die Gegend. So komme ich nie an. Was hat Vaikie gesagt, schau nur nach vorne und gib Gas, wenn du schleuderst. Ich stelle meine Federung (ESA) auf Gelände und hart um, spreche zu meiner GS: du kennst doch Dein Schicksal und Bestimmung: Born to be Wild.Aus 20km/h werden 60km/h, dann 80km/h, dann 100km/h und schließlich über 120 km/h. Jedesmal wenn die GS schleudert, gebe ich Gas, wechsle Spurrillen und 5 Stunden Adrenalin. So etwas habe ich beim Fahren noch nie erlebt. Ich fahre beinahe wie bei der Dakar-Rallye, jumpe über leichte Hügel, knalle bis zum Anschlag auf die Federung.  In 5 Stunden treffe ich nur 3 Fahrzeuge an, bei ca. 38°C. Unterwegs sehe ich mir noch den zweitgrößten Canyon der Erde - Fish River Canyon - an und komme total erschöpft in Aust ca. 120 km von Lüderitz an. Hier verstehe ich nur noch Bahnhof und übernachte im Hotel Bahnhof - esse ein Wildgericht (Kundu, Strauss und Springbock), dusche und ab in die Falle.

Fortsetzung folgt.

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