Trailer

Montag, 1. Oktober 2012

Liebe Gäste, liebe Freunde,


vielen Dank für Euer zahlreiches Erscheinen. Wir haben über 300 Besucher gezählt.
Ich hoffe Ihr habt den Abend genossen. Auch für mich ist die überaus positive Resonanz ein Ansporn für meine zukünftige Reisen.

Für dieses Jahr habe ich mein Fahrtenbuch geschlossen. Meine BMW bekommt endlich ihre wohlverdienten, neue Schuhe. Die Metzeler Tourance haben über 15.500km gehalten.

Nochmals herzlichen Dank

und viel Glück und Spass bei Euren eigenen "Nixtreme"-Reiseerlebnissen

wünscht Euch


Rolf

Freitag, 11. Mai 2012

Achtung - Wichtiger Termin

Bitte merkt Euch schon jetzt den Samstag, den 15.September 2012 vor.

Großes Einweihungsfest von Bull & Bear AG mit Erstaufführung des Filmes "Africa Inside".
Ca. 50 unterhaltsame Minuten von meinem Trip quer durch Afrika. Vortrag ist natürlich frei. Ich bitte aber um Anmeldung per email: rolf.rilling@yahoo.de,  auch Anzahl der Personen, die mitkommen.

Danke.

Ich freue mich schon auf Euch.

Rolf


Mittwoch, 11. April 2012

Was für ein kühler Empfang daheim

Pünktlich am Montag morgen erscheine ich bei dem Grimaldi-Partner Allalouf in Ashdod, Israel um mich auf dem Frachter einzuchecken. Welch Überraschung -  wieder einmal kein Schiff da. Hier stehe ich nun mit all meinem Gepäck. Jetzt lass ich mich nicht noch einmal vertrösten. Allalouf muss den Kapitän auf See anrufen. Ich will wissen wo das Schiff ist. Die Antwort: gerade haben sie den Hafen in Limassol, Zypern verlassen und befinden sich Richtung Israel. Morgen früh wird die Grande Europa in Ashdod erwartet. Okay das wäre nun geklärt. Jetzt noch mit dem Zoll das TÜV Problem abklären und dann Hotel für eine Nacht suchen.

Mein Zöllner, ein ominöser Mister Schmulisch finde ich nach dem ich am Porteingang erst nochmals vom israelischen Geheimdienst Mossad über meine Beweggründe -  religöse, politische, sexuelle, etc. Motive - meines Israelbesuches ca. 30 Minuten lang befragt wurde. Dann nach ca. 2 Stunden taucht auch mein lieber Mister Schmulisch auf und ich darf einen weiteren Tag mit dem Motorrad fahren. Dann noch Hotel und ab an den kilometerlangen Strand. Tolles Wetter - ca. 30 °C und tolle Bräute am Strand. Bräute ist an für sich eine Übertreibung. Es war nur eine Braut, die für Fotoaufnahmen posierte.

Dienstag morgen. Welch Wunder - Schiff ist da. Rein mit mir. So schnell geht das aber nicht im Staate Israel. Nochmals Gewissensüberprüfung vom Geheimdienst Mossad. Jetzt laufe ich auf Hochform auf. Verwirre sie total mit meinen zwei Pässen und auch mit dem Hinweis, dass in meinen zwei Alukoffern noch zwei Pygmäenboys aus der Kalahariwüste stecken. Ich lasse sie gar nicht mehr zu Wort kommen und überschütte sie mit ironischen Bemerkungen und Waffentipps. Sie lassen mich dann irgendwie doch springen. Dann schnell nochmals mit dem Motorrad zu Mister Schmulisch um den Zollakt hinter mich zu bringen. Wo ist Mister Schmulisch? Mister Schmulisch ist in Urlaub und hat keine Vertretung. Nach 4 Stunden treibt "mein Zollagent" endlich jemanden auf, der mir die Dokumente ausstellt.

Endlich Verladung. Hier treffe ich die anderen Passagiere. Wir streiten heftig wer als erster an Bord darf. Es herrscht ein Riesenandrang und Geschiebe. Jetzt geht es ums Überleben. Im Ernst - wird sind geschlagene 3 Persönchen. Das ist alles. Der Rest ist Crew und ca. 1000 Fahrzeuge. Das Schiff hat 10 Decks, ist ca 200 Meter lang. Die einzelne Decks nur ca 1.6m hoch, damit genügend Fahrzeuge reingehen. Dennoch ist unsere kleine Gruppe sehr illuster. Henry, ein Amerikaner mit französischen Wurzeln ist ein echter Graf mit 2 Yachten  in San Remo und Miami. Er kennt Gott und die Welt. Er war früher Chef einer Ölfirma mit über 22.000 Beschäftigten und kennt sich hervorragend im Nahen Osten aus. Auch sonst hat er ein aufregendes Leben hinter sich. Schon allein die Tatsache, dass er sechsmal geschieden ist und kurz vor der nächsten Ehe steht, zeigt dass er keine grosse Langweile hatte. Er ist sehr gebildet und trotz seinem finanziellen Background sehr normal geblieben. Wir hatten in den nächsten 4 Tagen sehr interessante Gespräche. Unser Hauptentertainement an Bord waren mehrere Matchrunden mit dem Tischfussball. Dritter Mann, unser Tischkicker Champion war Vinzenco, ein Holländer mit Pirateneinschlag. Sein Vater stammt aus Aruba von der Karibik. MIt einem halben Piraten an Bord ist es kein Wunder, dass wir bald gegen die funny Essenszeiten (Frühstück 7.30 Uhr, Mittagessen 11.00 Uhr und Abendessen 18.00 Uhr) meuterten. Natürlich wurden die Essenszeiten unseren "Wünschen" angepasst.

Gottseidank hatten wir gutes Wetter, keine weiteren Stopps und kamen schon am Freitag Mitternacht  in Salerno (südlich von Neapel ) an. Gleich morgens um 8 Uhr fuhr ich los Richtung Norden nach Meran, Südtirol. Hier traf ich nach 950km meine Freunde Klaus und Steffi. Nächsten Tag, am Sonntag, den 8. April ging es von hier über den Reschenpass, Landeck, Fernpass heim nach Hause. Ein Klacks. Navi zeigt ca. 370km und 4 Stunden.

Was für eine Horrorfahrt. Afrika ist nichts dagegen. Am Reschenpass Wettersturz. Minus 6 Grad, Schneetreiben. Ich in meinem Goretex-Anzug und Lochhandschuhe - ganz auf Afrikatemperaturen getrimmt, werde langsam tiefgefroren. Griffheizung kannste vergessen. Langsam sterben Fingerkuppen und sonstige Extremitäten ab. Ich ziehe mir meine Aidshandschuhe an, damit der Wind nicht durch die Goretexhandschuhe bläst. Das Helmvisier vereist von innen. Das hatte ich noch nie. In Landeck im Inntal, nachwievor Eiseskälte, gerate ich irgendwie auf die Autobahn. Habe nur irgend ein Schild Fernpass gesehen. Natürlich keine 100m vor mir Pickerlkontrolle (Vignette!). Nicht mit mir. Ich habe keinen Bock Strafe zu zahlen und drehe auf der Stelle um und fahre gegen den Verkehrstrom zurück. Dann Fernpass - das Schneetreiben nimmt zu, die Kälte bleibt. Riesenschlannge, dann Tunnelblockabfertigung. Traktoren räumen Schnee von der Strasse. Überall gefrorener Schneematsch. Über 2 Stunden quäle ich mich durch den "eiskalten" Stau. Auch auf der Autobahn Richtung Ulm Affenkälte. Leute so habe ich noch nie gefroren.

Ich komme daheim an, natürlich habe ich mich nicht angekündigt. Niemand daheim. Ich stelle meine BMW in die Garage. Rein in die Badewanne zum Auftauen. Nach einer Stunde höre ich unten Geräusche und befinde mich in Lebensgefahr. Mein jüngster Sohn ist eingetroffen, ein Riesen Küchenmesser in der Hand, bereit den vermeintlichen Einbrecher zu begrüssen. Karin, meine Frau kann ihn gerade noch vom tötlichen Verteidigungsstich abhalten. Papa ist wieder da.

Happyend!

Zwar schockgefroren, aber sonst No Problem. Rolf okay. Motorrad okay. Wie schon mein Blogname sagt Nixtreme - Afrika war Not Extreme. Eine tolle Reise, tolle Leute und nur positive Erfahrungen. Die nächste Reise lockt schon wieder.

Nochmals vielen Dank an alle, die mir die Reise ermöglicht haben und ich hoffe ihr habt alle meinen blog genossen.

Nixtreme-biker
Rolf











Sonntag, 1. April 2012

Schalom Best Wife of All

Hier sitze ich nun in Tel Aviv und wem verdanke ich das - meiner Frau Karin.

Ganz im Ernst - ohne dass sie mir daheim den Rücken freihält und die Firma bravorös wirft (im positiven Sinne!), hätte ich mich nicht 3 Monate lang "abseilen" können. Also falls meine Abwesenheit noch länger dauert, sie ist weiterhin Anlauf- und Schaltstation. Habt Ihre Probleme oder Fragen - sie findet immer eine Lösung:



Sie schafft es so gut alleine, dass ich schon fast denke, sie hält mich auf Distanz. Wie kann ich mir es sonst erklären, dass mein Abfahrtstermin schon zweimal verschoben wurde. Ob es jetzt endlich am Montag, den 2. April klappt? Sie hat doch nicht etwa daheim bei Freunden und Angestellten gesammelt, um die Reederei Grimaldi zu bestechen, den "Alten" noch länger in Israel festzuhalten.

Kurz zu Israel - nach dem Grenzübergang ein total anderes Bild. Alles ordentlich, aufgeräumt, grün, keine Spur von Wüste. Man mag es kaum glauben, innerhalb wenigen Hundert Meter üppige Vegetation. Ich habe ein halbwegs preiswertes Hotel in Tel Aviv gefunden. Israel ist unglaublich teuer. Es gibt kaum Unterkünfte unter 100 Euro/Nacht. Ein Bier kostet um die 5 Euro, ein Eis mit Kugeln ca. 4-5 Euro, usw. Deshalb tut mir auch der um 4 Tage verschobene Abfahrtstermin finanziell sehr weh. Für das Geld hätte ich in Äthopien fast 1 Monat lang leben können. Auch für die Ausreise meines Motorrads langt Israel richtig hin: 75 US Dollar Hafengebühr, 200 US Dollar für einen obligatorischen Zollagenten und dann nochmals ca. 100 US Dollar für Ausfuhrsteuer. Dazu habe ich noch Stress mit der "Aufenthaltsgenehmigung" meines Motorrads. Da der TÜV Ende März 2012 abgelaufen ist, ist mein Motorrad jetzt illegal in Israel und zähe Verhandlungen drohen morgen beim Zoll. Während meines Aufenthaltes habe ich mir noch Jerusalem inklusive Klagemauer und Altstadt angeschaut. Über die Vermarktung des Religionortes Jerusalem bin ich richtig schockiert.

Tel Aviv selbst ist eine sehr junge Stadt. Wie im restlichen Israel, sehe ich überall nur junge Leute. Die Strandpromenade ist toll, über 600 Cafes und viele, attraktive Shops, Märkte, Flohmärkte und ein Marathonbesuch verkürzen meine Wartezeit. Dennoch ich will irgendwie weiter und hoffe, dass morgen meine Evakuierung aus Israel gelingt. Israel ist ein kleines Land - zieht man die Wüste im Süden ab, auch in den Gazastreifen kann man gerade wegen Palästinenserunruhen nicht einreisen, vor dem Westjordanland wird gerade auch gewarnt. Dann bleibt nicht viel zum Besichtigen übrig.

Morgen geht es weiter per Schiff nach Salerno, südlich von Neapel. 5 bis 6 Tage auf einem Frachtschiff. Keine AIDA-Kreuzfahrt. Vielleicht erlassen sie mir wenigstens das Deck schrubben. Dann noch ca. 1500 km mit dem Motorrad nach Norden und dann hat mich das Schwabenland wieder. Sobald ich ankomme, werde ich in einem kurzen blog Bescheid geben.

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Schalom !



Jordanien - Land unter

Am Golf von Aqaba lass ich es ruhiger angehen. Bisher reiste ich mit einigen Ausnahmen recht zügig durch Afrika. Die Änderung des Schifftermins in Israel nach Italien bescherte mir zusätzlich 3 Tage "Ruhezeit". Mein Plan hier im Roten Meer weitere Taucheinheiten einzuschieben wurde von dem plötzlichen Kälteeinbruch torpediert. Mit ca. 15 °C Lufttemperatur und nur ein bisschen höheren Wassertemperaturen war es für mich Warmduscher einfach zu kalt. Der starke Wind und vor allem die Staubdunstwolke, die aus Saudi-Arabien heraufzog, vermieste mir die nächsten Tage. Zum Glück traf ich im Bedouin Moon Village meine alte Freunde aus Lausanne wieder, die über Saudi-Arabien den Weg nach Jordanien gefunden hatten. Sie haben in Saudi-Arabien ihren Land Cruiser und sämtliche Kannister nochmals bis zur Oberkante vollgefüllt. Wann tankst du schon einmal für € 0,04/Liter sprich 4 Cents.
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Nach 5 Tagen fuhr ich weiter nach Petra, der bekannten antiken Felsenstadt mit ihren beeindruckenden Felsengräber. Euro 60,- Eintritt für 2 Tage sind ganz schön happig. Aber sie waren es wert. Die von dem Indiana Jones Film bekannte Schlucht und Tempel sind auch in natura sehr beeindruckend. In dem weitläufigen Gebiet befinden sich Hunderte von Gräbern, Tempel und römische Ausgrabungsstätten. Leider war es auch in Petra relativ trüb und ich habe einfach die Höhe (ca. 1400m) unterschätzt und habe mir aquf der Hinfahrt eine ordentliche Bronchitis eingefangen. Auch meine Schweizer Patrick und Alexandra haben sich eine deftige Erkältung geholt.

Nach Petra fuhr ich in einer wunderbaren Nebenstrecke, zum Teil mal wieder offroad, zum Toten Meer. Ca. 370m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt der Erde. Ca 100 km fuhr ich am Ufer entlang, am Ufer nur Wüste, kein Grün. Das hellblaue Wasser wird mit einer weißen Salzkrustenrand abgeschlossen. Hotels oder Unterkünfte - Fehlanzeige. Nur im Norden gibt es einige wenige Luxushotels (ab 200 Euro/Nacht aufwärts. Also Übernachten im Landesinnere.

Im relativ grünen Jordantal ging es Richtung Israel. Grenzkontrolle in Jordanien alles okay mit dem Pass. Ja ich kann rüber nach Israel gehen. Sprichwörtlich. Das Motorrad bleibt aber in Jordanien. Ich habe mich da wohl verhört! Nein der Grenzübergang "King Hussein Bridge" ist nur für Fussgänger und Busse. Wegen einer Fehlinformation bin ich am falschen Grenzübergang gelandet. Für Fahrzeuge gilt entweder der Übergang im Süden "Elat" oder der Grenzübergang "Sheikh Hussein Bridge" im Norden. Also alles wieder mit dem Pass rückgängig machen und ab ging es ca. 90km Richtung Norden. Hier musste ich wegen 2 überzogenen Tagen nochmals eine Versicherung über 30 Euro zahlen, 8 Euro Ausreisesteuer für mich und 10 Euro für mein Motorrad zahlen. Als die dann noch mein ganzes Gepäck checkten, war ich doch recht stinkig.

Dann der Grenzübergang nach Israel. Lauter hübsche, junge Damen empfingen mich. Ganz im Ernst. Ich musste zwar 2 Stunden mehrere Kontrolle über mich und das Motorrad ergehen lassen, aber als Grenzbeamten haben die nur junge Leute, keiner über 30 Jahre alt.














Samstag, 17. März 2012

Pharao lässt mich warten


In Wadi Halfa ist die Hölle los! Wir warten ungeduldig auf die Fähre. Tagsüber bummeln wir von Shopping Center zu  Shopping Center. Ein Edelschuppen reiht sich an den anderen. Die exklusiven Edelrestaurants kokettieren mit ihren illustren Menukarten. Abends gehen wir zur Nil-Beachparty. Feuerwerke begleiten uns, überall glitzern die Lichterketten, Discomusik dröhnt aus den Amüsierläden. Ganz im Ernst einen trostloseren Flecken kann man sich kaum vorstellen. Die Auswahl der "Lebensmittelläden" konzentriert sich auf 3 Varianten von Thunfischkonserven, 2 Sorten von Nudeln, ein paar Keksschachteln, Wasser und pappsüsse Softdrinks und Coca-Cola. Alkohol ist strikt verboten im Sudan. Zum Essen gibt es Eier in allen Varianten, auch der "echte Fruchtcocktail " besteht aus 50% reinem Zucker, der Rest ist Wasser mit ein paar gemixten Früchten. Auch der Tee strotzt nur von Zucker. Ab 19.00 Uhr ist es schlagartig dunkel. Nightlife tote Hose.

Endlich "News". Das Transportschiff trifft nach 5 Tagen verspätet ein. Kein Problem morgen verladen wir zunächst unsere Fahrzeuge, anschließend geht es auf das Passagierschiff und ab nach Ägypten. Am nächsten Tag warten wir noch ungeduldig auf das "Einchecken". Endlich geht es los. Zwei Toyota Land Cruisers, 2 Overlandtrucks (umgebaut als Transportbusse mit Camping Facilities analog den bekannten Rotel-Bussen), meine BMW und ca 40 ungeduldige "weisse" Passagiere. Wir erhalten unsere Tickets, die Zolldokumente sind abgestempelt. Nur noch 20 Minuten bis zur Verladung. Louis, der Holländer empfängt mich außerhalb des Zollgebäudes: "No Pontonship - Problems". Ich denke, der will mich nur verulken. Leider nicht. Das Ponton wurde nicht entladen. Warum nicht? Keine Ahnung. Jedenfalls sollen wir unsere Fahrzeugschlüssel
abgeben und schon vorab nach Assuan mit dem Passagierschiff fahren und dort auf unsere Fahrzeuge warten.

Jetzt habe ich aber die Schnauze voll. "I don't leave my BMW here alone!. Get it on board of the passenger boat - but now". Total überrumpelt von meinem resoluten Auftreten, bekam ich von der Hafenbehörde innerhalb von Minuten eine Ausnahmegenehmigung mit der Auflage, dass ich aber sämtliches Benzin ablassen soll. Da ich aber keine Ahnung habe, wo ich an der BMW Sprit ablassen kann, borge ich mir von einem der Overlandtrucker ein Stück Schlauch und sauge meinen Tank leer. Ich weiss zwar nicht wie 95 Oktan Benzin schmeckt, aber 91 Oktan Benzin ist auch kein Odol-Ersatz. Nach einer kräftigen Mundspülung fühle ich mich von den Dämpfen ziemlich "high". Rein mit der BMW durch die enge Türe. Geschafft. Nach 16 Stunden erreichen wir den Hafen von Assuan, Ägypten. Nachts schlafen wir "Ausländer" im Freien auf dem Oberdeck. Unten herrscht die übliche "Fish and Piss"- Atmosphäre. Mein bewährtes Rezept - 12 Stunden vor Abfahrt nix essen und trinken, dann musst du auch keine Örtlichkeiten auf dem Schiff aufsuchen. Nachts fahren wir an der beleuchteten Abu Simbel Tempelanlage vorbei.

Wir legen an - ich soll als Erster mit der Maschine raus. Ohrenbetäubender Lärm. Die ägyptischen Zollbeamte schreien die Leute an. Niemand darf das Schiff verlassen. Da sich die Toiletten unten um die Ecke befinden und schon lange übervoll sind, stehen wir sprichwörtlich in der Pisse und die Passagiere schieben und drängeln wie von Sinnen. 30 Minuten geht die Tortur, dann wird die Türe geöffnet. Ich mit meiner BMW irgendwie über die Schwelle und 300 Passagiere hinter mir her. Ich werde schon von meinem aus dem Sudan vorab informierten Kontaktmann (Fixer) erwartet. Gott oder Allah sei Dank. Er wechselt mir 200 US Dollars in ägyptische Pfund. Keine Ahnung ob der Kurs in Ordnung geht, aber ich brauche das Geld für die Zollabwicklung. Ich vereinbare mit ihm ein Bakschisch von 35 US Dollars, falls er es schafft mich heute durch den Zoll zu bringen. Morgen ist Freitag und das heißt bei Allah Sonntag. Dann arbeitet der Zoll nicht und Samstag und der folgende Sonntag gehen mir dann mit Warten auch noch flöten. Normalerweise dauert die Zollabwicklung 2 Tage. 11 Uhr - ready-steady-go.

Ein Verwandter von ihm besorgt mir ein Visum, dann Carnet abstempeln. Zwei weitere Anlaufstationen, Louis kennt den Carnetbeamten gut, Kamal mein Fixer ebenfalls. Geld wechselt den Besitzer, fragt mich nicht wer etwas kassiert, endlich nach mehreren endlosen Tees, bekomme ich einen vorläufigen permit, Kamal fährt mit dem permit ins 16km entfernte Assuan - schließt dann für die BMW die erforderliche Pflichtversicherung ab, mit einem Bleistift paust er die Fahrgestellnummer auf ein Selbstklebeetikett und organisiert bei der Polizei eine weitere Erlaubnis und organisiert gelbe, arabische Nummernschilder. Keine Ahnung was da darauf steht. Mit Kabelbinder und Klebeband befestige ich hinten ein Schild, das zweite bewahre ich auf, beide muss ich leider wieder bei der Ausreise abgeben. In der Zwischenzeit bis Kamal von Assuan zurückkommt, bleibe ich 3 Stunden alleine im Zoll zurück. Ich "unterhalte" mich mit 6 jungen Grenzsoldaten mit den Händen und Gesten, zeige ihnen Bilder von Afrika und bekomme als Belohnung ein Fladenbrot mit Reis und eine Karotte und den obligatorischen Tee. Wirklich sehr freundlich von denen, die haben das alles privat organisiert.

Endlich darf ich nach Assuan fahren, wo schon Louis im Hotel wartet.
Was für ein Szenenwechsel - nach dem sehr beschaulichen Sudan mit all den netten Menschen - nun ein hektisches Treiben, infernales Hupkonzert, sehr laute, fast aggressive Ägypter. Chaos auf den Strassen, üppige Läden. Assuan ist eine Großstadt mit Ausflugsschiffen auf dem Nil, Hotels jeder Preiskategorie, Restaurants en masse, der Soukh (orientalische Einkaufspassage) erstreckt sich über mehrere Kilometer.
Und, und ... nach mehr als 15 Tagen die erste warme Dusche im Hotel. Hey - das ist Luxus pur. Wasser ohne Ende. Dass die Klospülung nicht funktioniert - kein großer Act. Dann schraubt man einfach den Deckel des Spülkastens ab, dreht in um und füllt ihn mit Hahnenwasser und nach mehrmaliger Prozedur ist auch das letzte "Geschäftchen" spurlos verschwunden.

Am nächsten Morgen breche ich auf und lasse Louis und die anderen "Overlander" in Assuan zurück. Mit viel Glück bekommen sie ihre Fahrzeuge in ca 5-6 Tagen. Ich fahre nach Edfu, schaue mir den Tempel an und anschließend geht es nach Marsa Alam, ein bekanntes Taucherparadies am Roten Meer. Heute ist Freitag (islamischer Sonntag!) - die zahlreichen Check Points sind nur spärlich besetzt. Mit Meat Loaf und anderer Hard Rock Music rausche ich durch die Wüste. Keine Seele in den letzten 2 Stunden. Ich komme am Roten Meer an. Tanke. Die Spritpreise sind enorm!!! Diesel kostet 0,17 Euro/Liter, Benzin 0,23 Euro/Liter.  Dann fahre ich nach Safaga Richtung Norden. Es dämmert schon gegen 18.00 Uhr. Ich finde ein kleines, preiswerte Hotel mit angegliederter Tauchstation. Der sehr dunkelhäutige, ägyptische Hotelbesitzer begrüßt mich im tiefbayrischen Dialekt. Hotel und Essen sind sehr ansprechend. Ich bleibe hier 3 Nächte. Inzwischen habe ich endlich nach vielen Anläufen eine Buchungsbestätigung von Grimaldi für meine "Evakuation" aus Afrika bekommen. Ich kann es kaum glauben. In meinem letzten "post" bekam ich den Tipp, ich solles einmal mit dem Kreuzfahrtschiff AIDA probieren - ich bleibe wie ich halt immer bin, bescheiden und heuere erst einmal auf einem Tauchboot an. 8 km geht es raus ans Panoramariff. Begleitet werden wir von Delfinen. Es ist absolute Nebensaison. Nur 8 Taucher an Bord, ich schnorchele und erschrecke die örtliche Fischwelt. Nach 3 Stunden reicht es mir und mit einem leichten Sonnenbrand kehre ich mit den anderen zurück.

Weiterfahrt Richtung Suez. Die Fähre von Hurghada nach Sharm el Sheikh fährt nicht mehr. Nicht genug Traffic. Die Unruhen in Ägypten haben im Tourismus Spuren hinterlassen. Ich muß also 400 km Richtung Norden nach Suez, unter den Kanal durch und die ganze Strecke wieder auf der anderen Seite zurück. Die Strecke zieht sich endlos, immer strammer Gegenwind, an unzähligen Hotelanlagen vorbei, gebaut wird wie wahnsinnig, für wen? Ich habe wegen der zukünftigen Belegung meine Zweifel. Irgendwann tauchen rechts vermehrt Ölbohrtürme auf. Militärposten in kleinen Camps fast alle 5km säumen die Uferstrecke. Leider ist es sehr diesig. Schade. Für Film- und Fotoaufnahmen zu trüb. Ich "unterquere" per Tunnel den Suezkanal und fahre endlich mit Rückenwind Richtung Süden auf die Sinaihalbinsel. Beim Checkpoint Richtung Kloster  St. Katharina werde ich ausgebremst. Vor gut einer Woche wurden in dieser Gegend einige Touristen von Beduinen angegriffen und auch getötet. No entry. Auch mein Einwand: I travel on my own risk hilft nicht weiter. Also fahre ich weiter Richtung Süden und ich habe mich schon so auf mein Beduinencamp (Geheimtipp von dem Tauchlehrer) gefreut. In El Tur übernachte ich, da die Nacht sehr schnell einbricht, in einem besseren Hotel (ich zahle für Halbpension den Wahnsinnspreis von Euro 55, man bedenke in Äthopien und Sudan war meine Obergrenze max. 10 Euro, oft nur 3-4 Euro. Entschädigt werde ich aber von einem hervorragenden Bungalow. Als Tischnachbarn bekomme ich beim abendlichen Dinner 15 Engländer, die aus Brighton angereist sind, um hier mit dem kite zu surfen (Drachen surfen). Selbstverständlich werde ich zum Bier eingeladen und wir haben uns wirklich toll unterhalten. Sie haben mich noch zum Surfen am nächsten Tag eingeladen, aber ich muss weiter. Auch ihr Bus wurde ein Tag vorher mit Polizeischutz auf dieser anscheinend ungefährlichen Strecke begleitet. Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Scharm und dann wieder nordwärts Richtung Nuweiba. Kurz vor Nuweiba wieder ein Checkpoint. Der Posten faselt irgendwas von Begleitschutz Richtung Kloster St. Katharina. I nix verstehen English, gebe Gas, biege einfach ab und rausche den verdutzt dareinblickenden Militärposten davon. Sollen die spinnenden Beduinen doch kommen - mit deren ollen Kamele nimmts die BMW noch immer auf. Solange kein Sand kommt! Das Innere der Sinaihalbinsel ist eine faszinierende Wüste. Nach 1 Stunde erreiche ich St. Katharina und steige zumindest teilweise den Berg, den Moses bei seinen 10 Geboten erklimmte, hinauf. No tourists in sight. Dank den Beduinen. Leider war auch das Kloster geschlossen. Ein russisch-orthodoxer Priester, erklärte mir, dass der Aufstieg auf den Berg noch weitere 2 Stunden dauert. Plus Abstieg, ergibt 19.00 Uhr und dann zurück im Beduinenland - nachts? Nee - so verrückt bin ich dann auch wieder nicht. Rechtzeitig in der Dämmerung komme ich dank GPS Daten im campsite bei Nuweiba an. Nach einem Tag Pause geht es dann Richtung Hafen - Ägypten tschüss - per Fähre (die einzige Möglichkeit nach Jordanien) nach Aqabah.

Der Irrsinn hat System. 

Vor der Ausreise noch eine kleine Zollorgie!
Was ich an diesem Tag erlebe ist filmreif. Da mir keiner sagen kann, wann die Fähre geht, bin ich sehr pünktlich um 8.00 Uhr am Ticket Office der Fährgesellschaft. Das liest sich so einfach. Sehr fremden-freundlich ist alles exklusiv in arabisch geschrieben. Super. Nicht einmal ein Piktogramm und alle, die ich anspreche, haben Heiserkeit. Oder sprechen die arabisch? Irgendwie zahle ich mein Ticket - so um die 100 Euro. Dafür nimmt der Typ hinter dem Gitterverschlag mein Pass und Carnet des Passages. Was will der wohl mit meinen Papieren? Er zeigt mit den Fingern 10 minutes - you wait. Die Ägypter haben irgendwie eine andere Zeiteinheit - aus 10 Minuten werden mehr als eine Stunde. Endlich bekomme ich meine Papiere zurück plus 3 neue Papiere mit einigen Stempeln darauf.

Nun nimmt der Irrsinn seinen Verlauf.

Am Hafeneingang erste Kontrolle, weitere 10 Meter eine erneute Kontrolle, dann werde ich 20m weiter nach links gesandt, von dort bekomme ich einen Fresszettel mit Stempel, dann wieder zurück. Hier wieder ein Stempel, dann:  Mister wait. Welcome in Egypt, sagt er zu mir. Ich antworte  - no good-bye Egypt - mit einem breiten Grinsen. Das soll mir aber bald vergehen. Police. Warum jetzt Polizei? Ah -  ägyptische Nummerschildern entfernen! Und nun - weitere 10m vorrücken: Carnet zeigen und Pass. Der Typ knickt eine Seite vom Carnet und kritzelt etwas auf die Rückseite. Diese Variante hatte ich bisher noch nicht. Ich will aber, dass er das richtige Feld abstempelt.  No, no. wait Mister. Welcome. Plötzlich kommt ein Tourist Police. Ich bin unter Tausenden der einzige Europäer. You follow. How much is your motobike? Diese Frage werde ich noch bestimmt 50mal an diesem Tag gefragt. Nächstes Mal mache ich ein Riesen-Preisschild mit verschiedenen Währungen an mein Moped dran. Dies wird nur noch getoppt mit der Bemerkung - ah you Alemania - good - Hitler very good mit Daumen nach oben.
Mit dem "Fremdenpolizist" geht es auf Stempeljagd. Nach 200m spricht er zu einem Mann. Erst habe ich gedacht, dass ist eine Imbissbude. Der sendet uns 50m weiter, unter einem LKW liegt irgendein Beamter, der etwas sucht oder kontrolliert. Er sieht aus wie ein Mechaniker. Er entpuppt sich aber als Grenzbeamter. Er gibt uns ein Wisch mit Stempel, dann geht es weiter. 30m in einer öffentlichen Toilette (so würde man sein Büro bei uns bezeichnen) will er zunächst einmal 15 ägypt. Pfund. Er will Pass sehen, dann wieder Zettel mit Stempel, dann schickt er mich mit dem Polizisten zum "Copyshop" 500m weiter, dort zahle ich 1 Pfund, dann wieder zurück, dann bekomme ich noch einen neuen Zettel mit mehreren Stempeln, dann geht es ungelogen 800m in eine komplett andere Richtung. Dort zahle ich 10 Pfund. Bekomme dann wieder Zettel, werde 30m weiter gesandt, irgendwie peilt mein Begleiter die ganze Situation auch nicht richtig. Aber er spricht arabisch. Wir gehen wieder zurück, dann kommt neuer Typ pinselt mit Bleistift wieder Chassis No auf Klebeetikett. Dann geht es wieder zurück. Wie beim Monopoly - geh zurück ins Gefängnis - zahle brav wieder 20 Pfund (ca.Euro 3). Irgendwie schaffen wir es nach geschlagenen 2 Stunden in unserem Monopoly-Spiel über Los zu ziehen. Anstatt 4000 Euro erhalte ich plöztlich ein abgestempeltes Carnet und ein ship entry permit. Auf meine Frage: what is next? - sagt mein Begleiter: we are finished - you go now to ship! Ich gebe dem wirklich freundlichen Helfer ein Bakschisch. Endlich fertig. Ich komme an der Fähre an.
No entry - please go back - wait at terminal. Please come back in 1 hour.
Welcome in Egypt!
Nach einer Stunde komme ich zurück - no: go back, come with other buses later. Nach weiteren 3 Stunden Wartezeit in der prallen Hitze geht es endlich los. Ich zeige mein permit und oh Wunder - es fehlt ein Stempel! 500 zurück zu irgendeiner Hütte, äh Büro, aber nobody is there. Nach 5 Minuten kommt einer und gibt mir einen Stempel. Sieges gewiss gebe ich Gas und fahre Richtung Rampe. Zeige mein Permit. Alles okay. Mit dem Permit! Aber blätter, blätter, blätter, wo ist der verdammt Stempel in meinem Visum. Wieder raus aus der Fähre. Moped abstellen. Ein Minibus soll mich zum Emigration Office ca 2km Entfernung fahren. Der Fahrer hat es aber nicht eilig. Erst einmal mit Gott und der Welt ein Schwätzchen abhalten, dann bringt er mich ins falsche Gebäude. Nachdem ich in 3 falsche Büros eingefallen bin, zeigt er auf ein anderes Gebäude. Dort muss ich erst einmal wieder einen Zettel ausfüllen.
Welcome Egypt!
No - Goodbye Egypt!.
Jetzt bekomme ich endlich meinen Ausreisevermerk in mein Visum eingetragen und das ganze gratis! Gratis? Mein Fahrer spricht nur 2 Worte Englisch: Money und Tip! Du kannst mich - mit meiner Bemerkung "Welcome Egypt" und meinem Mittelfinger teile ich ihm mit was ich von dem Ganze halte und gehe die ganze Strecke zu Fuss zurück bei 30 Grad in voller Motorradkluft. Ihr könnt mich mal alle. Jetzt klappt mein "Einchecken". Ca. 10 Uniformierte stehen auf der Fähre herum und einer fragt mich: How do you like Egypt?
Da platzt mir der Kragen.
Meine Reaktion: Welcome in Egypt! I wish you all the best. In future you can enjoy your empty hotels and you can drink all lot of alcohol with your russian friends. They are the only ones who will visit your country again. (P.S. diese Meinung teilen die anderen Leidensgenossen, sprich overlander)
Sorry, sorry, Mister Rolf. antworten die Beamten.

Ich gehe schnell weiter und warte auf die Abfahrt. Gleich geht es los. Gleich? Nachdem alle nochmals 4 Stunden auf dem Schiff warten müssen. Wahrscheinlich fehlten noch bei einigen anderen die Stempel! Der Irrsinn hat halt System! Der Normal- oder auch Pauschaltourist bekommt bei seiner Ein-/Ausreise von dieser Prozedur nichts mit. Er zahlt seine 15 Dollar Visumgebühr und wirkt problemlos durchgeschleust.
Ich habe mich auf dem Schiff mit anderen arabischen Ausländern unterhalten. Die bestätigten mir, dass ägyptische Grenzprozeduren selbst für leidgeprüfte Araber eine besondere Herausforderung darstellen. Ich komme nach Mitternacht in Jordanien an. Hier klappt die Abfertigung relativ zügig innerhalb 1 Stunde.
In der Dunkelheit verpasse ich mein Hotel und lande an der saudi-arabischen Grenze keine 5km weiter. Ich drehe um, entdecke nach einigen Kilometer das Beduine Moon Village auf der anderen Straßenseite. Treibe um 2 Uhr morgens Ronny, den Manager auf und penne auch schnell nach einer wohlverdieneten, warmen Dusche ein.

Am nächsten Morgen erst einmal die emails durchgeschaut. Na wer sagt es - meine Flucht aus Afrika ist gescheitert! Meine Buchungsbestätigung für den 26.03. wurde von Grimaldi storniert. Das Schiff läuft den Hafen in Israel nicht an. Super! Aber mir wird eine Alternative angeboten - 3 Tage später anstatt Salerno nun Venedig (obwohl teurer) zum gleichen Preis und upgrade: outside cabin single anstatt inside cabin single.
Hoffentlich ist das keine neue italienische Interpretation des englischen Wortes outside: die wollen mich doch hoffentlich nicht mit einem Haken "outside" Kiel holen!

Sorry war diesmal ein längerer Beitrag - aber wer ist nicht selbst erlebt hat, kann die ganze Story nicht glauben. Welcome in Egypt!

So long...