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Mittwoch, 11. April 2012

Was für ein kühler Empfang daheim

Pünktlich am Montag morgen erscheine ich bei dem Grimaldi-Partner Allalouf in Ashdod, Israel um mich auf dem Frachter einzuchecken. Welch Überraschung -  wieder einmal kein Schiff da. Hier stehe ich nun mit all meinem Gepäck. Jetzt lass ich mich nicht noch einmal vertrösten. Allalouf muss den Kapitän auf See anrufen. Ich will wissen wo das Schiff ist. Die Antwort: gerade haben sie den Hafen in Limassol, Zypern verlassen und befinden sich Richtung Israel. Morgen früh wird die Grande Europa in Ashdod erwartet. Okay das wäre nun geklärt. Jetzt noch mit dem Zoll das TÜV Problem abklären und dann Hotel für eine Nacht suchen.

Mein Zöllner, ein ominöser Mister Schmulisch finde ich nach dem ich am Porteingang erst nochmals vom israelischen Geheimdienst Mossad über meine Beweggründe -  religöse, politische, sexuelle, etc. Motive - meines Israelbesuches ca. 30 Minuten lang befragt wurde. Dann nach ca. 2 Stunden taucht auch mein lieber Mister Schmulisch auf und ich darf einen weiteren Tag mit dem Motorrad fahren. Dann noch Hotel und ab an den kilometerlangen Strand. Tolles Wetter - ca. 30 °C und tolle Bräute am Strand. Bräute ist an für sich eine Übertreibung. Es war nur eine Braut, die für Fotoaufnahmen posierte.

Dienstag morgen. Welch Wunder - Schiff ist da. Rein mit mir. So schnell geht das aber nicht im Staate Israel. Nochmals Gewissensüberprüfung vom Geheimdienst Mossad. Jetzt laufe ich auf Hochform auf. Verwirre sie total mit meinen zwei Pässen und auch mit dem Hinweis, dass in meinen zwei Alukoffern noch zwei Pygmäenboys aus der Kalahariwüste stecken. Ich lasse sie gar nicht mehr zu Wort kommen und überschütte sie mit ironischen Bemerkungen und Waffentipps. Sie lassen mich dann irgendwie doch springen. Dann schnell nochmals mit dem Motorrad zu Mister Schmulisch um den Zollakt hinter mich zu bringen. Wo ist Mister Schmulisch? Mister Schmulisch ist in Urlaub und hat keine Vertretung. Nach 4 Stunden treibt "mein Zollagent" endlich jemanden auf, der mir die Dokumente ausstellt.

Endlich Verladung. Hier treffe ich die anderen Passagiere. Wir streiten heftig wer als erster an Bord darf. Es herrscht ein Riesenandrang und Geschiebe. Jetzt geht es ums Überleben. Im Ernst - wird sind geschlagene 3 Persönchen. Das ist alles. Der Rest ist Crew und ca. 1000 Fahrzeuge. Das Schiff hat 10 Decks, ist ca 200 Meter lang. Die einzelne Decks nur ca 1.6m hoch, damit genügend Fahrzeuge reingehen. Dennoch ist unsere kleine Gruppe sehr illuster. Henry, ein Amerikaner mit französischen Wurzeln ist ein echter Graf mit 2 Yachten  in San Remo und Miami. Er kennt Gott und die Welt. Er war früher Chef einer Ölfirma mit über 22.000 Beschäftigten und kennt sich hervorragend im Nahen Osten aus. Auch sonst hat er ein aufregendes Leben hinter sich. Schon allein die Tatsache, dass er sechsmal geschieden ist und kurz vor der nächsten Ehe steht, zeigt dass er keine grosse Langweile hatte. Er ist sehr gebildet und trotz seinem finanziellen Background sehr normal geblieben. Wir hatten in den nächsten 4 Tagen sehr interessante Gespräche. Unser Hauptentertainement an Bord waren mehrere Matchrunden mit dem Tischfussball. Dritter Mann, unser Tischkicker Champion war Vinzenco, ein Holländer mit Pirateneinschlag. Sein Vater stammt aus Aruba von der Karibik. MIt einem halben Piraten an Bord ist es kein Wunder, dass wir bald gegen die funny Essenszeiten (Frühstück 7.30 Uhr, Mittagessen 11.00 Uhr und Abendessen 18.00 Uhr) meuterten. Natürlich wurden die Essenszeiten unseren "Wünschen" angepasst.

Gottseidank hatten wir gutes Wetter, keine weiteren Stopps und kamen schon am Freitag Mitternacht  in Salerno (südlich von Neapel ) an. Gleich morgens um 8 Uhr fuhr ich los Richtung Norden nach Meran, Südtirol. Hier traf ich nach 950km meine Freunde Klaus und Steffi. Nächsten Tag, am Sonntag, den 8. April ging es von hier über den Reschenpass, Landeck, Fernpass heim nach Hause. Ein Klacks. Navi zeigt ca. 370km und 4 Stunden.

Was für eine Horrorfahrt. Afrika ist nichts dagegen. Am Reschenpass Wettersturz. Minus 6 Grad, Schneetreiben. Ich in meinem Goretex-Anzug und Lochhandschuhe - ganz auf Afrikatemperaturen getrimmt, werde langsam tiefgefroren. Griffheizung kannste vergessen. Langsam sterben Fingerkuppen und sonstige Extremitäten ab. Ich ziehe mir meine Aidshandschuhe an, damit der Wind nicht durch die Goretexhandschuhe bläst. Das Helmvisier vereist von innen. Das hatte ich noch nie. In Landeck im Inntal, nachwievor Eiseskälte, gerate ich irgendwie auf die Autobahn. Habe nur irgend ein Schild Fernpass gesehen. Natürlich keine 100m vor mir Pickerlkontrolle (Vignette!). Nicht mit mir. Ich habe keinen Bock Strafe zu zahlen und drehe auf der Stelle um und fahre gegen den Verkehrstrom zurück. Dann Fernpass - das Schneetreiben nimmt zu, die Kälte bleibt. Riesenschlannge, dann Tunnelblockabfertigung. Traktoren räumen Schnee von der Strasse. Überall gefrorener Schneematsch. Über 2 Stunden quäle ich mich durch den "eiskalten" Stau. Auch auf der Autobahn Richtung Ulm Affenkälte. Leute so habe ich noch nie gefroren.

Ich komme daheim an, natürlich habe ich mich nicht angekündigt. Niemand daheim. Ich stelle meine BMW in die Garage. Rein in die Badewanne zum Auftauen. Nach einer Stunde höre ich unten Geräusche und befinde mich in Lebensgefahr. Mein jüngster Sohn ist eingetroffen, ein Riesen Küchenmesser in der Hand, bereit den vermeintlichen Einbrecher zu begrüssen. Karin, meine Frau kann ihn gerade noch vom tötlichen Verteidigungsstich abhalten. Papa ist wieder da.

Happyend!

Zwar schockgefroren, aber sonst No Problem. Rolf okay. Motorrad okay. Wie schon mein Blogname sagt Nixtreme - Afrika war Not Extreme. Eine tolle Reise, tolle Leute und nur positive Erfahrungen. Die nächste Reise lockt schon wieder.

Nochmals vielen Dank an alle, die mir die Reise ermöglicht haben und ich hoffe ihr habt alle meinen blog genossen.

Nixtreme-biker
Rolf











Sonntag, 1. April 2012

Schalom Best Wife of All

Hier sitze ich nun in Tel Aviv und wem verdanke ich das - meiner Frau Karin.

Ganz im Ernst - ohne dass sie mir daheim den Rücken freihält und die Firma bravorös wirft (im positiven Sinne!), hätte ich mich nicht 3 Monate lang "abseilen" können. Also falls meine Abwesenheit noch länger dauert, sie ist weiterhin Anlauf- und Schaltstation. Habt Ihre Probleme oder Fragen - sie findet immer eine Lösung:



Sie schafft es so gut alleine, dass ich schon fast denke, sie hält mich auf Distanz. Wie kann ich mir es sonst erklären, dass mein Abfahrtstermin schon zweimal verschoben wurde. Ob es jetzt endlich am Montag, den 2. April klappt? Sie hat doch nicht etwa daheim bei Freunden und Angestellten gesammelt, um die Reederei Grimaldi zu bestechen, den "Alten" noch länger in Israel festzuhalten.

Kurz zu Israel - nach dem Grenzübergang ein total anderes Bild. Alles ordentlich, aufgeräumt, grün, keine Spur von Wüste. Man mag es kaum glauben, innerhalb wenigen Hundert Meter üppige Vegetation. Ich habe ein halbwegs preiswertes Hotel in Tel Aviv gefunden. Israel ist unglaublich teuer. Es gibt kaum Unterkünfte unter 100 Euro/Nacht. Ein Bier kostet um die 5 Euro, ein Eis mit Kugeln ca. 4-5 Euro, usw. Deshalb tut mir auch der um 4 Tage verschobene Abfahrtstermin finanziell sehr weh. Für das Geld hätte ich in Äthopien fast 1 Monat lang leben können. Auch für die Ausreise meines Motorrads langt Israel richtig hin: 75 US Dollar Hafengebühr, 200 US Dollar für einen obligatorischen Zollagenten und dann nochmals ca. 100 US Dollar für Ausfuhrsteuer. Dazu habe ich noch Stress mit der "Aufenthaltsgenehmigung" meines Motorrads. Da der TÜV Ende März 2012 abgelaufen ist, ist mein Motorrad jetzt illegal in Israel und zähe Verhandlungen drohen morgen beim Zoll. Während meines Aufenthaltes habe ich mir noch Jerusalem inklusive Klagemauer und Altstadt angeschaut. Über die Vermarktung des Religionortes Jerusalem bin ich richtig schockiert.

Tel Aviv selbst ist eine sehr junge Stadt. Wie im restlichen Israel, sehe ich überall nur junge Leute. Die Strandpromenade ist toll, über 600 Cafes und viele, attraktive Shops, Märkte, Flohmärkte und ein Marathonbesuch verkürzen meine Wartezeit. Dennoch ich will irgendwie weiter und hoffe, dass morgen meine Evakuierung aus Israel gelingt. Israel ist ein kleines Land - zieht man die Wüste im Süden ab, auch in den Gazastreifen kann man gerade wegen Palästinenserunruhen nicht einreisen, vor dem Westjordanland wird gerade auch gewarnt. Dann bleibt nicht viel zum Besichtigen übrig.

Morgen geht es weiter per Schiff nach Salerno, südlich von Neapel. 5 bis 6 Tage auf einem Frachtschiff. Keine AIDA-Kreuzfahrt. Vielleicht erlassen sie mir wenigstens das Deck schrubben. Dann noch ca. 1500 km mit dem Motorrad nach Norden und dann hat mich das Schwabenland wieder. Sobald ich ankomme, werde ich in einem kurzen blog Bescheid geben.

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Schalom !



Jordanien - Land unter

Am Golf von Aqaba lass ich es ruhiger angehen. Bisher reiste ich mit einigen Ausnahmen recht zügig durch Afrika. Die Änderung des Schifftermins in Israel nach Italien bescherte mir zusätzlich 3 Tage "Ruhezeit". Mein Plan hier im Roten Meer weitere Taucheinheiten einzuschieben wurde von dem plötzlichen Kälteeinbruch torpediert. Mit ca. 15 °C Lufttemperatur und nur ein bisschen höheren Wassertemperaturen war es für mich Warmduscher einfach zu kalt. Der starke Wind und vor allem die Staubdunstwolke, die aus Saudi-Arabien heraufzog, vermieste mir die nächsten Tage. Zum Glück traf ich im Bedouin Moon Village meine alte Freunde aus Lausanne wieder, die über Saudi-Arabien den Weg nach Jordanien gefunden hatten. Sie haben in Saudi-Arabien ihren Land Cruiser und sämtliche Kannister nochmals bis zur Oberkante vollgefüllt. Wann tankst du schon einmal für € 0,04/Liter sprich 4 Cents.
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Nach 5 Tagen fuhr ich weiter nach Petra, der bekannten antiken Felsenstadt mit ihren beeindruckenden Felsengräber. Euro 60,- Eintritt für 2 Tage sind ganz schön happig. Aber sie waren es wert. Die von dem Indiana Jones Film bekannte Schlucht und Tempel sind auch in natura sehr beeindruckend. In dem weitläufigen Gebiet befinden sich Hunderte von Gräbern, Tempel und römische Ausgrabungsstätten. Leider war es auch in Petra relativ trüb und ich habe einfach die Höhe (ca. 1400m) unterschätzt und habe mir aquf der Hinfahrt eine ordentliche Bronchitis eingefangen. Auch meine Schweizer Patrick und Alexandra haben sich eine deftige Erkältung geholt.

Nach Petra fuhr ich in einer wunderbaren Nebenstrecke, zum Teil mal wieder offroad, zum Toten Meer. Ca. 370m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt der Erde. Ca 100 km fuhr ich am Ufer entlang, am Ufer nur Wüste, kein Grün. Das hellblaue Wasser wird mit einer weißen Salzkrustenrand abgeschlossen. Hotels oder Unterkünfte - Fehlanzeige. Nur im Norden gibt es einige wenige Luxushotels (ab 200 Euro/Nacht aufwärts. Also Übernachten im Landesinnere.

Im relativ grünen Jordantal ging es Richtung Israel. Grenzkontrolle in Jordanien alles okay mit dem Pass. Ja ich kann rüber nach Israel gehen. Sprichwörtlich. Das Motorrad bleibt aber in Jordanien. Ich habe mich da wohl verhört! Nein der Grenzübergang "King Hussein Bridge" ist nur für Fussgänger und Busse. Wegen einer Fehlinformation bin ich am falschen Grenzübergang gelandet. Für Fahrzeuge gilt entweder der Übergang im Süden "Elat" oder der Grenzübergang "Sheikh Hussein Bridge" im Norden. Also alles wieder mit dem Pass rückgängig machen und ab ging es ca. 90km Richtung Norden. Hier musste ich wegen 2 überzogenen Tagen nochmals eine Versicherung über 30 Euro zahlen, 8 Euro Ausreisesteuer für mich und 10 Euro für mein Motorrad zahlen. Als die dann noch mein ganzes Gepäck checkten, war ich doch recht stinkig.

Dann der Grenzübergang nach Israel. Lauter hübsche, junge Damen empfingen mich. Ganz im Ernst. Ich musste zwar 2 Stunden mehrere Kontrolle über mich und das Motorrad ergehen lassen, aber als Grenzbeamten haben die nur junge Leute, keiner über 30 Jahre alt.