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Samstag, 25. Februar 2012


Jetzt geht mir langsam die Luft aus


Addis Abeba liegt über 2200m hoch. Irgendwie war ich froh aus dieser Stadt heraus zu kommen. Man riecht einfach den Smog und große, spektakuläre Sehenswürdigkeiten gibt es auch nicht zu besichtigen. Die Stadt ist ja schließlich erst rund 120 Jahre alt. Was mich beunruhigt ist der schleichende Platten am Vorderreifen. Recht ominös -  steht das Motorrad, verliert es über Nacht ca. 0,5 bar, tagsüber solange man fährt verzeichne ich nur geringen Druckverlust. Ich pumpe also jeden 2. Tag den Reifen auf und warte einmal ab, ob es sich verschlimmert. Auf recht guten Straßen geht es Richtung Norden. Schnell erreiche ich eine Höhe von 3000 m. Dann geht es wieder runter in Täler und wieder hoch. Im Norden biege ich auf den "Highway" ab. Jetzt geht es richtig hoch - bis fast 3600 m. Ich fahre auf einer Hochebene 280 km lang immer zwischen 3000 m und 3500 m hoch. Die Luft ist hier wahrlich dünn und kalt. Nichts mehr mit 30°C, eher 15°C und da ich hier wie auf einem Präsentierteller fahre, sehr zugig. Obwohl ich mir einen Fleece-Pulli unter meinem Sommerkombi anziehe, friere ich ordentlich. Der Goretex-Anzug so super er bei Hitze ist, kennt kein Erbarmen und lüftet mich durch. Ein deftiger Schnupfen 2 Tage später ist meine Belohnung dafür und zu dem fällt mir bei dieser Höhe das Atmen sehr schwer.

Mitten auf dieser "Highway" biege ich nach Lalibela ab. Hier befinden sich die bekannten Felsenkirchen. Zunächst einmal wieder 60 km offroad. Kein Sand - nur Schotterpiste mit vielen Kurven, auf und ab. Nichts mit "Bärbelstyle", ich lasse die Maschine sich mal wieder voll austoben. Mit bis zu 100km/h fliege ich über die Piste, drifte ein bißchen in den Kurven und überhole was zu überholen gibt. Fahre einmal hinter einer Staubwolke her, dann kannst du gleich auf Blindflug schalten, außerdem grüßt die Staublunge.
Ich treffe unterwegs noch 2 Deutsche mit ihren Motorrädern, wieder bewahrheitet sich die tollen Tipps -  Afrika nur mit einem alten Motorrad zu bereisen - da hast du mehr davon. Mehr Stress, Ersatzteile gibt es für die alten Modelle auch nicht, du mußt Tage, wenn nicht Wochen auf Ersatzteile warten, die meisten müssen teuer eingeflogen werden. Bisher habe ich nur Biker getroffen, die mit ihren alten Böcken Ärger hatten. Meine Maschine läuft bisher tadellos und verbraucht nur ca. 4,5 l. Mit einer Tankfüllung komme ich locker auf 700 km.

Unterwegs bekomme ich immer wieder Zeichen, dass ich mein Licht ausschalten soll. Selbst Polizisten fordern mich auf mein Abblendlicht auszuschalten. Von Sicherheit haben die noch nichts gehört. Dagegen werden hier die "Fans" aggressiver. Immer wieder werfen Kinder und Jugendliche mit Steinen auf mich. Ein Phänomen, das auch ausländische Autofahrer bestätigen. Ich halte mehrmals an und drehe auch um. Ihr solltet einmal sehen wie die rennen können. Als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Die haben einfach nicht mit einer Gegenreaktion gerechnet.

Kurz vor Gondar, geht es wieder herunter auf ca. 2500m Höhe. In einer Pension treffe ich einen alten Wüstenfuchs, einen Holländer, der seit über 10 Jahre durch die Welt mit seinem Toyota Land Cruiser fährt. Er gibt mir wichtige Tipps und GPS Daten für den Sudan. Neuestes Problem: die Fahrzeugfähre vom Sudan nach Ägypten (die einzige Möglichkeit für den Grenzübertritt) ist defekt und fährt auf unbestimmte Zeit nicht mehr. Er kennt aber einen Trucker, der ein Pontonschiff organisiert hat, er kommt aber erst in ein paar Tagen aus dem äthopischen Hochland zurück. Das heißt für mich 2 Tage Zwangspause und warten, ob ich hier mitfahren kann. Alternative wäre die Überfahrt nach Saudi-Arabien, aber die Visaerteilung kann auch bis zu 3 Wochen dauern.

Die Hoffnung stirbt zu letzt und der Schnupfen wird auch vorbeigehen. Am 20.3. geht ein Roll-on/-off Frachter von Israel nach Salerno/Italien. Das ist mein Ziel.

Morgen geht es erst einmal in den Sudan. Vorausgesetzt das Visum ist okay.










So long.

2 Kommentare:

  1. Lieber Rolf
    halte durch. Afrika ist soooo schön, wenn ich Deine Bilder sehe.
    Mach langsam. Deutschland schläft.
    weiterhin gute Fahrt. Tip: lass Deine Biene laufen und nicht die Nase.
    herzliche Grüße Erika

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  2. ...also dann werd' ich meine HD diese Woche doch mal auf die STRASSE bringen. Die Berichte aus Afrika stecken einfach an; auch wenn das Fahren hier zu Lande kein Vergleich Wert ist und wir uns hier bei mittlerweile +8° noch nicht so richtig auf's Motrrädle freuen. Aber die geteerten Straßen, die Tankstellen in regelmäßig kurzen Abständen, und nicht zuletzt die wohl organisierten Futterstellen werden es wohl bewirken, dass ich kommende Woche wirklich mal starte.

    Übrigens: Das Volk hierzulande beklagt sich eher über die Spritpreise (derzeit ca. € 1,68 / l), als über die Qualität der Straßen und sonstigen Lebensbedingungen.

    Auch dieses Mal: Alles Gute für die weitere Tour vom
    WEKROPP-Team

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