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Mittwoch, 8. Februar 2012


Weinprobe in Burundi

Donnerstag abend, den 3.02. holte mich Nicolas im BoraBora Hotel ab. Er hat mich unter seinem Firmen-Spezialtarif in einem erstklassigen Hotel untergebracht. Um die Euro 70 inkl. sehr gutem Frühstück konnte ich mir mal zur Abwechslung gönnen. Als Überraschung versprach er mir einen deutschen Weinabend. Mitten in der Hauptstadt Bujumbura haben sich Prof. Dr. Ingo Evers und seine einheimische Frau ein eigenes Geschäftsviertel in bester Lage aufgebaut. Seine Frau Josephine hat u.a. auch den Stützpunkt von DHL in Burundi aufgebaut und hat auch die DHL-Exklusivrechte für Burundi. Die Geschäftstelle wurde als die schönste DHL Niederlassung von Afrika gekürt. Innerhalb des Komplexes gibt es die Vinotheque Zilliken - eine Weinschänke mit toller Ambiente. Namensgeber und Lieferant ist das Weingut Hellershof-Zilliken  aus Nittel (in der Nähe von Trier). Zufällig waren an diesem Abend auch das Winzerehepaar Anne und Stephan Zilliken aus Deutschland zu Besuch. Wir hatten angeregte Gespräch über Wein (übrigens der Elbling, Weißburgunder und Rosé  schmeckten vorzüglich. Das gleiche gilt auch für die leckeren Käse- und Fleischpastetenhäppchen) sowie volkswirtschaftliche Besonderheiten Afrikas.
Egon, lange Jahre Professor für Volkswirtschaft an der Uni Bonn, arbeitet schon seit Jahrzehnten als makroökonomischer Berater für viele afrikanische Regierungen. Zur Zeit, obwohl schon im Ruhestand, erstellt er für die Republik Niger eine volkswirtschaftliche Langfristplanung.  Ergänzt wurde die Runde von einem Amerikaner (auch er BMW GS Fahrer). Jedenfalls bekam ich wieder einmal sehr viel Insiderwissen über Afrika. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen bei Dr. Evers Privatadresse. Nach dem Weg fragen - forget it. Als Treffpunkt machten wir das DHL-Büro aus. Ein Fahrer der Familie fuhr mit dem Auto voraus. Evers wohnen in einem sehr ruhigen, exklusiven Villenviertel. Er zeigte mir sämtliche Räumlichkeiten (über 400 m²). Alle sehr geschmacklich mit vielen einheimischen Materialien ausgestattet. Beeindruckend der riesige Küchentrakt (ca. 50m²). Als Hobby pflanzt Dr. Evers Pflanzen aus ganz Afrika an. Man kommt sich wie in einem botanischen Garten vor. Burundi ist ein fruchtbares Land: neben unzähligen Kindern gedeihen hier auch Pflanzen aller Art.  Nach dem Tipp unbedingt die gute, geteerte Straße entlang dem Lake Kivu in Ruanda zu fahren, machte ich mich auf Richtung Landesinnere zum Ursprung des Nils. Es ging zunächst stark bergauf - schnell war ich über 2200m hoch. Auf sehr kurvenreichen Straßen ging es auf und ab. Der Nilursprung (Entdecker war ein Deutscher in den 30er Jahren) entpuppte sich als Leitungsrohr, das aus einem Brunnen ragte. Weiter oben, konnte noch eine Pyramide betrachtet werden. Von hier ging es Richtung Norden nach Ruanda. Immer wieder jubelten mir ganze Heerscharen von Leuten zu, selbst die Verkehrspolizisten salutierten stramm am Straßenrand (mein Kumpel Thomas würde das bestimmt gefallen, obwohl dann müßte er ja von seiner kleinen Ducatti Superstrada auf ein echtes, großes Motorrad - Grins - umsteigen. Die GS ist halt eine Schönheit, die auffällt.  Vor lauter Fans und Fahrfreude vergaß ich ganz die Uhrzeit. Schon 18.30 Uhr und noch eine Stunde zur Grenze nach Ruanda. Ab 19.00 Uhr wird es schlagartig dunkel und ob die Grenze dann noch auf hat?  Ich beschloß nach Bujumbura ins Hotel BoraBora zurück zu fahren. Ein weiser Entschluß nach 30 Minuten wurde es zappenduster. Kein Problem ich habe doch Licht. Ja ich schon - aber meine lieben Freunde aus Burundi sind dabei viel energiebewußter - viele fahren auch nachts ohne Licht, stellen ihre defekte LKWs einfach mitten auf der Straße ab, Fußgänger und Viehzeug überqueren ohne Rücksicht die Straßen. Es muß afrikanischer Volkssport sein, nachts im Kamikazestil sich gegenseitig ohne Licht zu überholen, Linksrechts- oder Rechtslinksverkehr - abends gelten diese Regel überhaupt nicht mehr. Freestyle Lückenhüpfen, wenn du Glück hast, dann hupt vielleicht einer. Da fährt nun dieses German Monstermotorrad mit seiner Festtagsbeleuchtung im Zickzack durch das Chaos. Gottseidank ist mein Visier zerkratzt und verschmiert und mit all den Blendeffekten erkenne ich nur schemenhaftig wie der Verkehr um michherum tobt. Im Vertrauen auf meine Überhol- und Rammbügel fahre ich schnurrgerade aus und finde irgendwie mein altes Hotel wieder. Den Edelschuppen habe ich mir heute wahrlich verdient.

Am nächsten Morgen breche ich früh nach Ruanda auf. Zunächst wieder 1000 m höher, dann die Grenze. Stempel fürs Carnet in Burundi, dann Grenzübergang nach Ruanda. Hier herrschen andere Sitten. Hier herrscht Ordnung. Ich brauche zwar kein Visa, aber meine Seitenkoffer werden gründlich durchsucht. Auch alle Grenzbeamte tragen Uniform. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut und perfekt markiert. Ruanda wird nach dem Völkermord von 1994 mit eiserner Hand regiert. Plastiktüten sind verboten, nirgends liegt Müll herum. Jeden letzten Samstag im Monat müssen die Ruander Gemeinschaftsarbeiten leisten. Straßenränder reinigen, Sozialprojekte bereden und auch anpacken. Auch der Präsident und seine Minister nehmen regelmäßig daran teil. Nevertheless - Ruanda ist ein Polizeistaat. Die Polizei greift rigide durch - also Highway-to-Hell Driver Rolf - benimmt dich ausnahmsweise und halte die GS zurück. In der Unistadt Huye (Butare) tanke ich erst einmal (die Polizei hält mir die Neugierigen vom Leibe).  Erste Modifikation am Motorrad - nach ca. 8000 km zeigt die Reifenkontroll-Leuchte einen sehr niedrigen Luftdruck an. Kein Problem - ich bin ja an einer Tankstelle mit angegliedertem Reifendienst! Der Chef sagt - pas de probleme - zieht einfach das Ventil raus und pumpt ohne Ventilaufsatz den Reifen superhart auf und versucht dann ganz schnell wieder das Ventil rein zu schrauben. Nach dem 2. Versuch habe ich vorne nur noch 0,8 bar ( von 1,8 bar ursprünglich).  Okay mein Vertrauen in diesen "Slow Hand" ist erschöpft. In dem Ort gibt es mehrer Tankstellen. Auch hier die selbe Vorgehensweise - der einfache Luftschlauch einfach auf den leeren Ventilaufsatz und mit der bloßen Hand abgedichtet. Irgendwie hat dieser Chef de Pneu eine bessere Reaktionszeit oder Motorik. Nach dem 3. Versuch habe ich 2.2 bar drin.  Ne - ich möchte hier irgendwie keine Panne haben oder hightech-Service in Anspruch nehmen. Hast du das gehört BMW? - Sei vorsichtig!
Danach fahre ich weiter Gikongoro - eine Gedenkstätte des Völkermordes in Ruanda. In 194 wurden über 1 Million Tutsies von den Hutu in einer Hetzjagd ermordet. In dem Gedenklager - eine ehemalige Schule wurden über 22.000 Menschen u.a. auch viele Frauen und Kinder bestalisch ermordet. Die Völkermord-Gedenkstätte ist mit dem Besuch eines KZs vergleichbar, nur das in den einzelnen Hütten noch ganze Berge an mumifizierten Leichen in den Betten und Tischen, geordnet nach Kindern und Frauen, z. Teil noch in ihren Kleidern,  zu sehen sind. Ein sehr bedrückendes Gefühl -  vor allem wenn du zur Zeit der einzige Besucher mit einer Exklusivführung bist. Fotografieren oder Filmen durfte ich innerhalb des Geländes nicht. Hierzu benötigt man eine Genehmigung - und irgendwie muß das auch nicht sein.
Weiter ging die Fahrt nach Osten Richtung Lake Kivu. Ganz Ruanda besteht aus Hügeln (Das Land der 1000 Hügel). Ruanda hat die höchste Bevölkerungsdichte von Afrika: 450 Bewohner pro km². Jeder Flecken wird bebaut . Mais, Kochbananen und Gemüse - und Tee. Riesige Teeplantagen. Im Schnitt fahre ich in einer Höhe von über 2000 m. Ich durchquere einen dichtbewachsenen Nationalpark, sehe aber nur wenige von den bekannten Affensorten.  Ich freue mich schon auf die Teerstraße, die entlang dem Ufer des Lake Kivu führen soll. Professore Evers - dieser Tipp sollte noch Folgen haben.
So long.


1 Kommentar:

  1. Lieber Rolf, die Zeit geht für Dich zu schnell vorbei. Es ist wunderschön, was Du zu berichten hast. Genieße dieses Land solange Du kannst.
    Vielleicht kannst Du mit Deinen Kugelschreibern
    Dir noch Hotel, Essen etc. leisten.
    Auf jeden Fall hast Du keinen Regen, keinen Schnee und dafür viele Freunde, sowie eine tolle Lady.
    Weiterhin gute Fahrt.
    Gruß Erika

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