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Montag, 13. Februar 2012

Halbzeit in Afrika

Ich sitze hier im Schatten eines Baumes in Nairobi. Mit ca. 30° nur unwesentlich wärmer als zur Zeit bei Euch daheim. Die Mango und Wassermelone schmecken vorzüglich. Seit Freitag, den 10.02. habe ich mich bei Chris in Nairobi niedergelassen. Er betreibt die einzige BMW Motorradwerkstatt zwischen Südafrika und der Türkei. Hier trifft sich die Afrika-Globetrotterszene. Neben der Werkstatt bietet er auch Unterkunft für alle gestrandete Unikate. Die einen sind müde, die anderen warten auf ihre Visa, aber die meisten erhoffen sich Heilung und Rat für die Blessuren ihrer Vehikel. Es herrscht hier ein Kommen und Gehen. Geländewägen jeglicher Fabrikate. Kaum ein Fahrzeug steht hier herum, an dem nicht gerade ein Do-it-yourself Schrauber am Werk ist. Stoßdämpfer, Radaufhägungen, Achsbrüche sind hier der Hit. Christhopher's Juncle Junction agiert auch als Nachrichtenbörse. Jeder Neuankömmling wird gleich mit großer Neugier überfallen. Wie war die Straße in Nordkenia? Gibt es wieder Benzin an der Grenze? Syrien oder doch lieber gleich durch den Irak? Warum geht in Ägypten keine Fähre mehr? Nimm unbedingt den Sudanesen Achmed als Fixer. Was um Himmels Willen ist ein Fixer? Das ist mehr oder weniger ein Agent gegen Bezahlung, der dir hilft beim Grenzübertritt von Sudan nach Ägypten. Er organisiert dir das Fährticket, hilft dir bei den Zolldokumenten und dem arabischen Kennzeichen - mehr dazu wenn ich dort war. Jedenfalls geht meine Grenzübertrittfähre am Mittwoch in 2 Wochen, hiermit ist mein nächster Zeitrahmen abgesteckt.

In Christophers Jungle Junction gibt es folgende Übernachtungsmöglichkeiten: Zimmer (keine Chance), Schlafsaal mit Doppelstockbett ( ich habe eine untere Etage bezogen), campen im eigen Zelt oder du schläfst in deinem eigenen Monster-Selftune-Truck. Hier im Jungle Junction (Dschungelkreuzung!) kannst du auch essen.  DieListe bietet folgende Frühstücksvarianten an: Variante A (Tee mit Toast), Variante B (Tee mit Toast und Früchte) und Variante C (Tee, Toast, Früchte und Omelette). Im Schnitt sind hier 30-40 Personen aus allen Ländern. Ich bin hier in den 3 Tagen vor allem mit Henning (aus Dänemark) und Ann und Neil aus Yorkshire, England zusammen. Wir haben den ähnlichen Humor. Alle Leute, die Heinz Kaiser kennen, werden sofort die verblüffende Ähnlichkeit mit Henning feststellen. Henning hat seine GS auf der nordkenianischen Strecke total gecrasht. Sie ist in der Mitte einfach durchgebrochen. Auch Neil und Ann müssen ihren Landrover erst neue Dämpfer verpassen. Irgendwie komme ich mir als Außenseiter vor. Ich bin fast der Einzige hier, der nur Wellness für sein "wife" im Sinn hat. Sie hat inzwischen ihre neue "Schuhe" bekommen und einen kompletten Service. Auch eine komplette Vollreinigung. Sie sieht wie neu aus und sticht hier unter all den "Invaliden" hervor. 11000 km ohne irgendein Problem und das ganze in unglaublichen 5 Wochen. Die anderen staunen nur so.
Aber ich habe mir sagen lassen, die nächsten 400 km von Nordkenia nach Äthopien wäre die schlimmste Strecke. Maximal 15km/h. Mich schockt so etwas nicht. Ich habe sowieso keine Ahnung von der ganzen Schrauberei, also wird mir logischerweise auch weiterhin nichts passieren.

Nairobi? In meinem letzten "anrüchigen" Blog war ich doch noch in Ruanda. Kurze Rückschau. Nach Ruanda fuhr ich ganz simple ausgedrückt links herum um den Viktoriasee. Der ugandische Zoll war extrem ruhig. So ruhig, daß das Zollbüro, in dem ich mein Carnet abstempeln lassen wollte, total leer war. Nach über 1 Stunde kam der Zollbeamte mit der Bemerkung, er wäre beim Lunch gewesen (um 15.00 Uhr!). Okay. Nachdem ich einmal wieder alle Stempel hatte, ging es los. Irgendwie hingen meine Gedanken noch dieser seltsamen Arbeitsmoral nach. Als mich plötzlich ein ganz in brauner Uniform gekleideter Soldat anhielt und mein Visum für den Kongo sehen wollte. Ich war glatt falsch abgebogen, anstatt rechts nach links und stand plötzlich vor der kongolesischen Grenze. Dort wollte ich aber überhaupt nicht hin. 180° Wende und zurück wieder nach Uganda. Auf einer wunderbar ausgebauten Straße ging es Richtung Kabale. In wunderbarer Schräglage mit über 90km/h um die Kurve... da hatte doch jemand vergessen, das Baustellenschild aufzustellen. Auf total, jungfräulichem, unverdichtetem Schotter, geriet die GS voll ins Schleudern. Im Speedway-Stil mit einem Fuss im Schotter gelang es mir irgendwie die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen. Diese Situation ist symptomatisch für Afrika. Du mußt immer auf alles gefasst sein. Uganda ist ebenfalls um den Viktoriasee sehr bevölkert, kaum Polizeikontrollen, dafür Chaos pur auf der Straße. Ein besonderes Erlebnis ist eine Durchfahrt durch Kampala. Nach  zweistündiger "Spießrutenfahrt" hatte ich es ohne Blessuren geschafft. In einer Shopping Mall (Geldautomatenquelle!) gab mir ein Engländer den Tipp weiter nach Jinja (hier fließt der weiße Nil aus dem Viktoriasee) zu fahren. Dort würde es ein gute Übernachtungsmöglichkeit (Kingfisher Safari Resort) geben.  Welch Überraschung am nächsten Morgen. Die Anlage gehörte einem Deutschen, der sein "Director's Office" unter einem Sonnenschirm mit dem Hinweis "Please knock"aufgeschlagen hatte. Setz dich Nachbar! waren seine ersten Worte. Du kommst aus Göppingen (er sah mein Kennzeichen!). Ich antwortete: eher auf der anderen Seite -  Kirchheim/Weilheim. Umso besser - Hans-Martin Fischer aus Kirchheim/Teck lebt schon seit den 70er Jahren in Uganda und betreibt noch ein weiteres Resort und hat noch Pläne weitere zu eröffnen. Mit Hilfe von Hans-Martin kam ich zu meinen ersehnten Dollars. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die "Liquiditätshilfe".

An diesem herrlichen Flecken blieb ich noch einen weiteren Tag zur reinen Erholung inkl. Bootsfahrt auf dem "neugeborenen" Nil. Am nächsten Tag ging es zunächst nach Kenia, aber nur für ca. 3 Stunden. Bei meinem Transit nach Tansania überquerte ich zum zweiten Mal den Äquator. Dann nochmals Grenzstempel. Same procedure again. Übernachtet habe ich dann in einer 4-Zimmersuite (ca. € 16) in Misoma, Tansania am südlichen Viktoriaseeufer. Von dort ging es nächsten Tag Richtung Süden, tolle Landschaft mit Felsfindlinge und viele, viele Rinderherden. An diesem Tag wurde ich um die 30 Mal von Polizeiposten angehalten. Pure Neugier - die wollten alle meine Frau (wife), sprich mein Motorrad bewundern und ihre "innere" Werte (PS, Tank, Höchstgeschwindigkeit, etc. wissen. Also liebe Stars - ihr habt mein Mitgefühl. Ist ja toll, wenn man so bewundert wird, aber irgendwann geht einem ja das auch auf den Keks. Ganz in einen Song von Meat Loaf (Mein Sohn Tim hat auf meinem MP3-Player ca. 1500 Songs abgespeichert) und im Anblick der vielen Massei-Hirten gerade meinen Gedanken nachhängen, wieviel Kühe meine Tochter Sabina bei einer möglichen Verheiratung bringen möge, wurde ich abrupt gestoppt - von einer Pistole. Radarpistole. Haven't you seen this 50km sign, Sir? What do you mean with 50 km? Ich bin auf freier Ebene höchstens 80-90km/h gefahren. Ich bin in eine heimtückische Radarfalle geraten. Umgerechnet 30 Euro wollte er von mir.  Du lieber Schwabe! Blitzschnell geschaltet: I have no local money. ATM (Geldautomat) has not worked. Klingt einleuchtend. I only have MASTERCARD! Hey- jetzt habe ich ihn total verwirrt. Ja du hast richtig gehört - Mastercard und nicht Visa. Schon sinkt sein Strafblock. Anything to drink? Du Kasper, ich bin doch kein Getränkewagen, ich weiß schon was du von mir willst. Ich greife in Rolf's Zaubertüte und ziehe 2 super teure, edle Metallkugeschreiber, Marke "Metallica" heraus. Jetzt leuchten seine Augen. Mein erster Strafzettel, den ich mit ca. 1 Euro Kulis löse!

Am nächsten Morgen geht es nach Arusha. Unterwegs besuche ich noch eine Schlangenfarm (meine Referenz an Moritz Fleisch!), passiere den Kilimanjaro (liegt total in der Dunstwolke, d.h. ich sehe gar nichts von ihm. Der Kibo und ich werden einfach nicht grün miteinander. Nochmals die Grenze überquert. Stempel sammeln und ruckzuck komme ich in der abendlichen Rush Hour in Nairobi an. Als Profi  habe ich natürlich GPS -Daten eingegeben. Exakt 5 km vor Zielort verabschiedet sich das GPS und läßt mich in einem Meer von hupenden, drängenden Autos (alle natürlich mit einer eigenen Interpretation der Verkehrsregeln) ziellos weiterfahren. Irgendwann Reset des GPS und schon bin ich da.

Morgen am 14.2. werde ich früh aufbrechen Richtung Norden nach Äthopien. Laut meinen Globetrotterfreunden -    the most bonebreaking track of Africa - . Ist mir egal - mein "Wife" wird es schon richten. Sie hat ja gerade erst neue "Schuhe" bekommen.  Ich nehme mir vor den "Bärbel-Style" (ihr im Lager wißt schon, was ich meine) zu fahren. Ich werde ein Tempo anschlagen, daß mich jeder Fußgänger überholen wird. Nichts für ungut Bärbel.

So long.

















2 Kommentare:

  1. Gratulation zur gut überstandenen Halbzeit in Afrika.
    Bei uns ist's mittlerweile auch wieder schön warm: Letzte Nacht hatten wir noch -10°, im Moment (18:00 Uhr) haben wir doch echt satte -4°. Ich werde gleich den Ofen aus machen und die T-Shirt's raus holen. Spaß beiseite: Weiterhin gute Fahrt, immer etwas Sprit im Tank, Luft in den Reifen und Futter in Aussicht - wünscht das Wekropp-Team.

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  2. Lieber Rolf
    Halbzeit, das kann man sich fast nicht vorstellen, wie schnell es geht. Wie feiert man in Afrika Fastnacht? grins...
    Ich freue mich jetzt schon auf Deine weiteren Bilder und Berichte
    Gute Fahrt
    Erika

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